Zum 15. Mal hat der Hamburger Russischlehrer-Verband am 5. Juli in das Ernst Deutsch Theater eingeladen, um das Schuljahr mit einem Zeichen der Völkerverständigung durch Sprache und Kultur zu beenden. Nachdem die Veranstaltung aufgrund der Pandemie 2020 vollständig abgesagt wurde und im vergangenen Jahr nur online stattfand, konnte in diesem Jahr das Schuljahr endlich wieder in Präsenz und ohne Masken im Ernst Deutsch Theater feierlich ausgeläutet werden. Allerdings stand die Veranstaltung unter dem Eindruck des immer noch herrschenden schrecklichen Krieges in der Ukraine. Es war aber eine richtige Entscheidung, gerade in dieser sehr belastenden Zeit mit der Veranstaltung ein Zeichen der Hoffnung und des Friedens zu setzen.
Nach 2 Jahren Abstinenz war es für mich persönlich ein sehr emotionaler Moment, als sich der Vorplatz des Ernst Deutsch Theaters ab kurz vor 10 Uhr bei strahlendem Sonnenschein mit Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften füllte. Neben den traditionell teilnehmenden Russischkursen von Schulen, die Russisch als 2. oder 3. Fremdsprache anbieten, waren auch diverse andere Schulen durch unter anderem ukrainische Schülerinnen und Schüler vertreten, die dort in Vorbereitungs- oder Regelklassen unterrichtet werden.
Oded Kafri und Camilo sorgten mit ihrem Programm „Drum the world“ https://odedkafri.com/drum-school-de/ vor dem Theater für einen stimmungsvollen Beginn der Veranstaltung. Die rhythmische Musik mit den originellen Schlagzeug- und Trommeleinlagen von Oded und Camilo zog alle in ihren Bann, unabhängig von Alter oder Herkunft. Musik verbindet und kann auch dazu beitragen, die Sorgen und Nöte des Alltags für einen Moment zu vergessen. Einzelne Schülerinnen und Schüler erhielten darüber hinaus einen Crashkurs im Trommeln. Dem ebenfalls alle Anwesende einenden Wunsch nach Frieden und Völkerverständigung konnte in der von Pädagoginnen der Tanzbrücke initiierten Kunstaktion Ausdruck verliehen werden. Aus den bunten Handabdrücken und den bemalten Federn entstanden im Laufe des Vorprogramms Bilder der Hoffnung.
Gegen 11:00 Uhr war das Theater dann mit ca. 650 Gästen fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Bevor das Stück „Frieden“ der Tanzbrücke Hamburg unter der Leitung von Natalia Dergatcheva (Bild 2.v.l.) begann, stand Natalia selbst im Zentrum der Aufmerksamkeit. Vor 25 Jahren hat die aus Sankt Petersburg stammende Tanzpädagogin und Diplom-Sportwissenschaftlerin den Verein Tanzbrücke Hamburg e.V. http://tanz-bruecke.de/ja/ gegründet und bereichert seitdem ganz nach dem eigenen Motto „Brücken schlagen zwischen den verschiedenen Kulturen und Altersgruppen, Verständnis und Verständigung zwischen ihnen schaffen“ die zivilgesellschaftliche Arbeit in Hamburg. Durch diverse erfolgreiche Teilnahmen an Weltmeisterschaften und Tanzwettbewerben ist die Tanzbrücke Hamburg auch über die Stadtgrenzen hinaus bekannt.
Mit ihrem Mann Horst und ihrer Tochter Elena Dergatcheva (Bild 2.v.r.) arbeiten in der Tanzbrücke ca. 30 Pädagoginnen und Pädagogen. Neben Tanz, Gesang und Akrobatik werden Kurse in verschiedenen Schulfächern, Sprachunterricht und Sport für Kinder, Jugendliche und Erwachsene angeboten. Darüber hinaus finden regelmäßig Ferienprogramme statt und aktuell engagiert sich die Tanzbrücke auch in der Betreuung ukrainischer Flüchtlinge. Tänzerinnen der ersten Stunde wie Anastasia Jungmann (Bild 3.v.r.) und Liana Frank (Bild 1.v.l.) leiten mittlerweile selbst Kurse und bereits mit 5 Jahren kann man Bühnenerfahrung sammeln, wie Julia Merklin (Bild 1.v.r.) während des Bühnenstücks eindrucksvoll bewies. Mit einem Geburtstagsständchen auf Deutsch, Englisch, Russisch und Ukrainisch bedankten sich die 650 Gäste stellvertretend für ganz Hamburg für dieses großartige Engagement. Ein Los der Aktion Mensch als kleines Geschenk könnte einen Gewinn von 1 Million Euro bedeuten. Die Tanzbrücke hätte es verdient.
Wie sieht es eigentlich mit dem inneren Frieden in uns aus, mit dem friedvollen Miteinander in der Zivilgesellschaft?
Diesem sensiblen und auch emotionalen Thema widmeten sich die Tänzerinnen und Tänzer mit ausdrucksstarken Choreografien und nachdenklichen Szenen. Unterstützt wurden sie dabei von der Sandmalerei-Künstlerin Eva Aibazova, die mit stimmungsvollen Bildern im Hintergrund einzelne Szenen untermalte. Gerade in besonders herausfordernden Zeiten kommt es auf jeden einzelnen an. Bereits ein einzelnes Licht kann einen dunklen Raum erleuchten und ganz viele Lichter ergeben ein Bild der Hoffnung und Zuversicht. Hier einige Fotoimpressionen des Stücks, die für sich sprechen.
Mit der russischen Version des Liedes von Udo Lindenberg „Komm wir ziehen in den Frieden – Мы пойдём вместе к миру“, gesungen von dem gebürtigen Ukrainer Pavel Dawson https://www.facebook.com/pavel.dawson und dem Chor der Tanzbrücke Hamburg e.V. wurde am Ende des Bühnenstücks eine Brücke der Hoffnung für ein Ende des schrecklichen Krieges in der Ukraine gebaut. Die Idee für die Übersetzung des Liedes ins Russische und Ukrainische kam von Beatrice Reszat https://www.beatrice-reszat.com , der Songschreiberin von Udo Lindenberg, die im Publikum war. Beide Versionen warten noch auf die Veröffentlichung. Beim zweiten Refrain auf Deutsch stimmten alle 650 Gäste mit ein und setzten somit ein starkes Signal für Frieden und Völkerverständigung.
Traditionell endete die Veranstaltung im Theater mit der größten Russischstunde Hamburgs, in der mit dem legendären Lied „Досвидания“ der Gruppe Avia alle die Konjugation des Verbs говорить – sprechen und Auf Wiedersehen auf Russisch lernen konnten.
Im Foyer warteten russische Piroggen und anderen Leckereien, die in diesem Jahr vom Mix Mark Tonndorf https://www.mixmarkt.eu/de/germany/maerkte/98/ gespendet wurden. Mit den Klängen von Oded Kafri und Camilo verließen alle nach und nach den Theatervorplatz in Richtung wohlverdiente Sommerferien. Ich denke, wir haben mit dem 15. Russischen Schuljahresabschluss einen angemessenen Rahmen gefunden, der der schwierigen Situation rund um den Krieg in der Ukraine gerecht wurde und ein Zeichen der Hoffnung gesetzt hat. Die Schülerin Sofia aus der Ukraine, die aktuell am Christianeum lernt, hat zu der Veranstaltung ein Bild gemalt, das alles, was jetzt notwendig ist, aussagt.
Mein Dank gilt Isabella Vértes-Schütter und dem gesamten Team vom Ernst Deutsch Theater für die tolle Unterstützung der Veranstaltung, Natalia Dergatcheva und der Tanzbrücke Hamburg e.V., der Sandmalerei-Künstlerin Eva Aibazova, Oded Kafri und Camilo von Drum the world, Pavel Dawson für die künstlerische Ausgestaltung, Eugen Leisle vom Mix Markt für die großzügige Spende und dem Vorstand des Hamburger Russischlehrer-Verbands für die finanzielle Unterstützung.
Der 16. Russische Schuljahresabschluss ist für Dienstag, den 4. Juli 2023 geplant. До встречи!
Mathias Burghardt
Alle Fotos von: Slava Berezovski: http://www.it-web-engineering.de/
Der 14. Russische Schuljahresabschluss ist im Jahr 2019 aufgrund der Pandemie ausgefallen. Im Jahr 2020 konnte wieder keine Präsenzveranstaltung im Ernst Deutsch Theater stattfinden. Als Ersatz wurde aber ein Video aufgenommen. Die Tänzer*innen der Tanzbrücke Hamburg e.V. http://tanz-bruecke.de/ja/ begaben sich auf eine musikalische Weltreise. Der verbindende Rhythmus, dem sich auch die Zuschauer*innen nicht werden entziehen können, kommt von dem Solokünstler und Schlagzeuger Oded Kafri https://odedkafri.com/ueber/, der durch Straßenmusik und Auftritte auf diversen Veranstaltungen auch dem Hamburger Publikum nicht unbekannt ist. Mit einer fröhlichen und hoffnungsvollen Botschaft des Friedens ging es dann 2020 in die wohlverdienten Sommerferien. Hier der Link zu dem Video:
13. Russischer Schuljahresabschluss
«Последний звонок»
am Dienstag, den 25. Juni 2019
Der 13. Russische Schuljahresabschluss stand unter dem Motto „Ich bin real – nicht digital“. Die Digitalisierung schreitet weltweit voran, virtuelle Welten ersetzen reale Erfahrungen, soziale Netzwerke ersetzen Realbegegnungen, Algorithmen und künstliche Intelligenz übernehmen menschliche Aufgaben. Es ist zweifellos die Zukunft, eine Entwicklung, die sich nicht aufhalten lässt. Aber wir sollten achtsam sein, die Digitalisierung soll die Menschheit unterstützen, nicht ersetzen. Der Mensch ist und bleibt real.
Die Tänzerinnen und Tänzer der Tanzbrücke Hamburg e.V. widmeten sich dieser Thematik mit Motiven aus dem Klassiker „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry. Zusammen mit dem kleinen Prinzen nehmen sie das Publikum mit auf eine Reise zu verschiedenen Planeten. Gesellschaftliche Normen und Werte, deren Rolle in der Gegenwart, die Konfrontation mit Egoismus und Eitelkeit, aber auch die Wertschätzung der Einzigartigkeit der Dinge finden Ausdruck in gefühlvollen tänzerischen Choreographien. Denn wie schon der Fuchs feststellte, sieht man nur mit dem Herzen gut.
Unten sehen Sie Eindrücke dieser sehr lebendigen Veranstaltung im ausverkauften Ernst Deutsch Theater, an der über 600 Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte aus verschiedenen Hamburger Schulen teilnahmen. Der 14. Russische Schuljahresabschluss findet am Dienstag, den 16. Juni 2020 statt. Informationen folgen.
Alle Bilder von Slava Berezovski.